Die Geschichte von Schopp

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Die Inhalte wurden allesamt von Herrn Dietmar Meyer recherchiert und zur Verfügung gestellt.

Wussten Sie, dass  Schopp schon zur Eisenzeit bewohnt war? 

Der älteste Nachweis einer Besiedlung in Schopp stammt aus der Eisenzeit.

Ein Hügelgrab im Walddistrikt „Pundel“ stammt aus dieser Zeit. 
Es misst ca.12 x 12 m und wurde 1898 geöffnet. Es fanden sich Skelett – und Eisenteile. 
Von den Bearbeitern des Pfalzatlas wird der Fund unter der älteren Eisenzeit (800 – 450 v.Chr.) geführt[1].

Das Schopper Gebiet gehörte mit dem Holzland als westlicher Außenposten zur römischen Provinz Obergermanien (Germania Superior). 
Die Moosalb bildete die Grenze zur Provinz Belgica. 
Folglich wurden die damaligen Bewohner zu den Germanen, die Menschen jenseits der Moosalb zu den Kelten gerechnet. 
Die Moosalb war also rund 2000 Jahre lang Grenze – bis zur Gründung der Verbandsgemeinde Kaiserslautern-Süd 1972! (vgl. genaue Karten, gefertigt von Wissenschaftlern für die Villa Rustica in Ungstein) 


Hügelgrab Im Pundel

[1] Alter, Willi (Hrsg.): Pfalzatlas, Textband 1, Speyer 1964, S. 379

Was hat die Winn mit dem frühen Mittelalter zu tun ?

Die Besiedlung muss auch nach der Vertreibung der Römer angehalten haben. 
Einen Hinweis darauf gibt der alte Flurname „Winn“ für das Gebiet im Süden und südlich des Dorfes. Fälschlicherweise wird er immer wieder vom Volksmund mit dem Wind in Verbindung gebracht, was nach den Witterungsgegebenheiten nur zu verständlich ist. 
Allerdings stammt das Wort aus dem Althochdeutschen, einer Sprache, die vom 7. bis zur Mitte des 11.Jh. gesprochen wurde. Danach sprach man Mittelhochdeutsch[1]. 
„Winn“ bedeutet „Viehweide“. Das Terrain hat auch so wenig Mutterboden, dass noch heute beim Pflügen der rote Sand nach oben gebracht wird. 
Er ist wenig fruchtbar und das Gebiet wurde in der heutigen Form erst um 1800 unter enormem Bevölkerungsdruck wieder gerodet, später teilweise bebaut und aufgeforstet. 
Das Gebiet war sonst eigentlich nur als Viehweide nutzbar. Wenn aber zu althochdeutscher Zeit diese Nutzung zur Bildung des Flurnamens führte, war Schopp damals wohl auch besiedelt.
Im 9.oder 10. Jahrhundert gründete das Kloster Hornbach bei Zweibrücken im Holzland einen Klosterhof oder „Meierhof“, von wo aus Land gerodet und auch verwaltet wurde. 
Er stand in Waldfischbach und war somit auch für Schopp zuständig. Vielleicht nannten diese Klosterbauern, die ja wohl althochdeutsch sprachen, ihre neu gerodete Viehweide „Winn“.


Winn


Woher Schopp seinen Namen hat – oder: 
Kaiserslautern ist ein „emporgekommener Ableger“ von Schopp

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass die Barbarossaburg in Kaiserslautern zum Teil aus Schopper Sandstein gebaut war. 
Bekannt und veröffentlicht wurde dies, als anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt Kaiserslautern im Jahr 1976 die Spoliensäule auf dem Martinsplatz geschaffen und aufgestellt wurde. 
Hier wurden u.a. Fundsteine aus der Burg eingearbeitet. Fachleute wie der akademische Bildhauer Richard Menges entdeckten damals die Herkunft einiger Steine aus Schopper Steinbrüchen . 
Damalige Bauzeiten (Barbarossa regierte von 1152 bis 1190) berechneten sich in vielen Jahren, oft Jahrzehnten. 
Da nicht anzunehmen ist, dass über einen so langen Zeitraum Auswärtige täglich zur Arbeit in den Steinbruch kamen, war Schopp sicherlich bewohnt. 
Daher dürfen wir mit einiger Sicherheit annehmen, dass der Schuppen, pfälzisch „Schopp“, der unserem Dorf seinen Namen gab , wohl ein Steinhauerschuppen war.
Leider ist von allen vorab genannten und teilweise indirekt erschlossenen Vorgängen nichts Schriftliches erhalten geblieben. 
Das älteste überlieferte Schriftstück, das Schopp namentlich erwähnt, stammt aus dem Jahr 1345. Dass diese schriftliche Erstnennung nichts mit dem tatsächlichen Alter des Ortes zu tun hat, haben die vorangegangenen Ausführungen wohl verdeutlicht.

Schopp – seit Jahrtausenden ein Teil des pfälzischen Holzlandes!

Schopp bildet mit den Nachbargemeinden Geiselberg, Heltersberg, Schmalenberg, Steinalben und Waldfischbach das pfälzische Holzland. 
Diese Gemeinden füllen das Gebiet zwischen Schwarzbach und Moosalb aus. Gemeinsames Merkmal ist der stattliche kommunale Waldbesitz als Basis eines relativen Wohlstandes der Holzlandgemeinden. 
Außerdem besitzen die sechs Dörfer einen gemeinsamen Wald, den Hembachwald, der von einer untergegangenen weiteren Siedlung mit dem Namen „Hembach“ oder „Heimbach“ herrührt. Der Hembachrat, das sind die Ortsbürgermeister der sechs Holzlandgemeinden, verwaltet diesen Gemeinschaftsbesitz.
Das Holzland bildete bereits zur Römerzeit eine Einheit und schob sich als Teil der Provinz Obergermanien keilförmig in die gallo-römische Provinz Belgica (siehe Kapitel „Aus ältester Zeit“).
Im Mittelalter gehörte es in ebenso exponierter Lage zum Speyergau, während die Gebiete jenseits der Moosalb zum Wormsgau zählten[2].
Ebenso verhielt es sich im Mittelalter und in der Neuzeit bis 1816 mit den Bistumsgrenzen: Das Holzland allein gehörte zum Bistum Speyer, das Umland zum Bistum Worms oder Metz[3].
Am Bauernkrieg 1525 beteiligten sich die Holzlandbauern, nicht aber die jenseits von Schwarzbach und Moosalb.


[1] König, Werner/ Paul, Hans-Joachim: dtv – Atlas Deutsche Sprache, 14. Auflage, München 2004, S. 73
[2] Alter, Willi (Hrsg.): Pfalzatlas, Speyer 1963, Karte 
[3] Alter, Willi (Hrsg.): Pfalzatlas, Speyer 1963, Karte 73

Wie konnte das geschehen? Gab es Überlebende?

Vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es in Schopp mindestens 14 Familien. Dies verrät uns ein Schatzungsbuch (=Steuerregister) von 1611 und ein Grundbesitzwechsel von 1616.

Nach Ausbruch des Krieges 1618 wurde die Pfalz 1622 von Spaniern besetzt, die schlimm hausten.

Sie brannten das benachbarte Waldfischbach und die dortige Mühle nieder und ließen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Schopp nicht unbehelligt.1635 erstürmten kaiserliche Kroaten das von lutherischen Schweden verteidigte Kaiserslautern und richteten unter der Bevölkerung ein Blutbad an.In der Folge requirierten diese Kroaten ihre Versorgung aus dem Umfeld von Kaiserslautern.

Seuchen wurden eingeschleppt, die Menschen verhungerten, weil ihnen alles Essbare weggenommen oder in Brand gesteckt wurde.

Manche flohen ins Ausland. Die Holzlanddörfer an der Straße von Kaiserslautern nach Bitsch, nämlich Schopp, Steinalben und Waldfischbach, gingen vollständig unter (Sie waren für die plündernden Truppen eben nicht zu übersehen).

Die etwas mehr abseits gelegenen Höhendörfer Geiselberg, Schmalenberg und Heltersberg kamen glimpflicher davon. Einige wenige Familien überlebten dort.

Über das Schicksal der Schopper Familien ist nur bekannt, dass „das Dorf völlig ruinieret“ war und „keine Untertanen mehr dort lebten“.

Einzige Ausnahme ist die schon 1592 in Schopp nachweisbare Familie Anstett (Anstaden), die auch im Schatzungsregister von 1611 auftaucht.

Sie floh nachweislich ins abgelegene Donsieders, wo sie – wie Erbschaftsunterlagen Ende des 16.Jh. beweisen – Verwandtschaft hatte. Zahlreiche Nachkommen bewohnen heute benachbarte Dörfer, nicht aber Schopp.

Wieso kamen ausgerechnet Schweizer?

  • Der pfälzische Kurfürst warb um Schweizer Siedler, versprach kostenlos 20 Morgen Land mittlerer, guter und schwächerer Qualität und sieben steuerfreie Jahre.
  • Wie viele Schweizer Kantone war auch die Kurpfalz überwiegend reformierter Religion, die Schweizer konnten problemlos ihre Staatsbürgerschaft behalten (dazu war die Zugehörigkeit zur „richtigen“ Religion Bedingung). Mit der Staatsbürgerschaft behielten die Schweizer Anrecht auf eine Art „Sozialhilfe“ im Falle eines missglückten Ansiedlungsversuches in der Pfalz
  • Die Schweiz litt in der zweiten Hälfte des 17.Jh. unter einer Wirtschaftskrise und sozialen Unruhen, einer Klimaverschlechterung („kleine Eiszeit“) im Alpenraum und einer relativen Überbevölkerung gegenüber den ausgebluteten Gebieten bei uns.
  • In der Schweiz erbte nur ein einziger Sohn, die übrigen gingen leer aus und mussten sich ein Auskommen suchen.

Wer waren die Neugründer von Schopp und woher kamen sie genau?

Christian Jacob kam mit seiner Familie 1681 als Siedler nach Schopp. Geboren war er 1631 in Lenk im Oberen Simmental im Kanton Bern als Christen Jaggi. Dort heiratete er 1653 und verließ schon 1655 mit seiner Familie seine Heimat. Nach Zwischenaufenthalten in anderen Orten des Simmentals und in Linden siedelte er im Bereich der Hauptstraße rund um die heutige Gaststätte „Krossis“. Seine bereits mitgebrachten Kinder bauten dann beiderseits der Hauptstraße bis zur Einmündung der Neuen Straße („Gässel“). Früh erkannten die Jacobs die Bedeutung des Waldes und widmeten sich dem Holzhandel. So gelangten sie für zwei Jahrhunderte zu relativem Wohlstand.

Der zweite Neusiedler hieß Jacob Stalder (in Schopp: Stauder, auch Stadler) und war ebenfalls aus Lenk im Simmental. Dort 1630 geboren, ließ er sich mit seiner Familie vor 1691 in Schopp ansiedeln. Sein Haus stand in der Eckstraße (heute: Anwesen Opp) Seine Nachkommen besiedelten das „Eck“. Hierzu zählt auch die älteste heute noch in Schopp wohnhafte Familie Mayer, die seit 2009 (wieder einmal) den Bürgermeister stellt.

Was fanden die Neusiedler vor?

46 Jahre lang, zwischen dem Untergang 1635 und der Neubesiedlung ab 1681, hatte die Natur Zeit gehabt, aus Feldern und Wiesen, Höfen und Gärten wieder Wildnis werden zu lassen. Welch eine Mühe, welch eine Leistung war es für die Neuankömmlinge, auch nur einen einzigen Acker von Bäumen und Gestrüpp zu befreien, die Wurzeln einzeln auszugraben, sie mit Hilfe von Ketten und Ochsen herauszuziehen, die freie Fläche zu pflügen und schließlich zu bestellen!

Wie sah Schopp vor knapp 300 Jahren aus ?

Karte Eigentum des Departements-Archiv Metz. 
Datierung der Karte: Dietmar Meyer

Der Kartenausschnitt zeigt die Gemeinden Schopp („Schop“) und Schmalenberg („Schmaleberg“)

In Schopp sieht man die heutige Haupt- und Eckstraße, den historischen Kern des Dorfes. Etwas abseits gelegen liegen zwei Gebäude, das Hirtenhaus und das Schulhaus, auf dem Gelände, das bis heute „Am Schulberg“ heißt.

Seit 1733 hatte Schopp nämlich einen eigenen Lehrer, er hieß König.

Zu sehen sind auch Moosalb und Hirschalb. Das Pundel (zwischen den Orten) führte noch einen Wasserlauf, der bei der Streitwiese in die Hirschalb floss. Das erklärt den Binsenbewuchs in dem heutigen Trockental.

In der Folgezeit entstanden erste Steinbauten, teilweise stattliche Anwesen.

Während der Revolutionskriege zwischen 1793 und 1795 lag Schopp mehrmals buchstäblich an der Front. Die Flurnamen erzählen noch heute davon: Die „Schanze“ im Süden des Dorfes war gegen die Franzosen gerichtet, der „Preußenfelsen“ und der „Franzenberg“ stellen einen deutlichen Bezug her.
Die Schopper Bewohner mussten ihre Kinder in Trippstadt statt vom Waldfischbacher Pfarrer in Schmalenberg taufen lassen, weil, wie der Pfarrer schreibt, „die fränkischen Vorposten mich nicht passieren ließen“, d.h., er konnte nicht vom französisch besetzten Waldfischbach zu seinen Pfarrkindern im von deutschen Truppen gehaltenen Schopp und Schmalenberg. Ab 1797 war Schopp wie die ganze Pfalz französisch.
Die Hoffnung auf bessere Zeiten erfüllte sich nicht, Zwangsrekrutierung und immer neue Steuern für Napoleons Kriege verbitterte die Bevölkerung. Auch Schopper Bauernsöhne marschierten in Napoleons Armeen. Man zahlte für all und jenes Steuern, sogar eine Fenstersteuer gab es, die manchen Schopper dazu veranlasste, einige seiner Fenster einfach zuzumauern.
Der französische Staat erklärte ehemaligen Adelsbesitz und viele andere Ländereien kurzerhand zu Staatsdomänen. Fast hätte Schopp seinen Gemeindewald verloren. Ein ganzes Jahrhundert lang musste die Gemeinde um Teile davon sogar prozessieren!

Nach den Wiener Kongress gehörte Schopp mit der gesamten Pfalz zu Bayern. Mit dem Holzland bildete es den nördlichsten Zipfel des Bezirksamts (Landkreises) Pirmasens. 
Nach Jahren bei der Bürgermeisterei Waldfischbach wurde es 1831 eigenständige politische Gemeinde.

Die Gemeinde Schopp wird reich

Schopp verfügte –wie noch heute- gleich den übrigen Holzlandgemeinden über einen Gemeindewald, sogar über den größten im Holzland.
Im 19.Jh. wirkte sich der Untergang des Dorfes 1635 und das Elend der damaligen Schopper zum Segen für die dann lebenden Generationen aus:
46 Jahre lang, von 1635 bis 1681, war Schopp unbewohnt, 46 Jahre lang trieb niemand Schweine in den Wald, die alle Eicheln fraßen, niemand Kühe und Ziegen in den Wald, die jeden Aufwuchs abweideten, machte niemand Brennholz oder Bauholz oder Pfosten für Weidezäune. Ungestört konnten sich prächtige Eichen und Buchen entwickeln, die nach der Wiederbesiedlung durch die geringe Bevölkerung weiter Schonungsjahre erlebten. Jetzt – 200 Jahre später – konnte die Gemeinde riesige Holzvorräte vermarkten, vor allen die langsam gewachsenen und heute noch gesuchten Furniereichen. Jährlich flossen beträchtliche Gelder in die Gemeindekasse.
Bald standen nicht nur viele Bürger, sondern auch Dutzende Gemeinden, Städte und Landkreise der Pfalz bei Schopp in der Kreide. Immobilienvermögen in Kaiserslautern wurde angelegt.
Schon 1838, gerade einmal 3 Jahre nach der Jungfernfahrt der ersten deutschen Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth, erwarb die Gemeinde für den gesamten damaligen Barbestand Eisenbahnobligationen! Die Zukunftsbedeutung der neuen Technik wurde erkannt, obwohl in der Pfalz noch kein Meter Schienen lag! Hier waren ganz offenbar keineswegs „dumme Bauern“ am Werk!

Schopp, ein Steuerparadies des 19.Jahrhunderts

  • Schopper Bürger zahlten kein Schulgeld, die Schulbücher und Verbrauchsmaterialien   der Kinder zahlte die 
     

    Gemeinde

  • Brennholz in bestimmten Mengen und Bauholz für landwirtschaftliche Gebäude gab es umsonst.
  • Ab 1862 zahlte die Gemeinde alle Steuern ihrer Bürger mit Ausnahme der Kapitalertragssteuer
  • Die Gemeinde schuf Ende des Jahrhunderts aus eigenen Mitteln eine Ortskrankenkasse, einen mit Kapital ausgestatteten Viehversicherungsverein und bestellte auf ihre Kosten einen Ortsarmenarzt, der Bedürftige unentgeltlich zu behandeln hatte 
                                                        
    Altes Schulhaus von 1840 (heute Dr. Heinemann) Aufnahme um 1960
  • Die Gemeinde finanzierte die Berufsausbildung von Waisen und Halbwaisen und die Auswanderung von Mittellosen                                             
  • 1892 wurde im gesamten Ort eine Wasserleitung verlegt, jedes Haus erhielt einen Wasseranschluss. Anliegerkosten wurden nicht erhoben
  • In den Jahren 1800, 1840 und 1903 wurden jeweils neue Schulhäuser gebaut
  • 1825 wurde der heutige Friedhof angelegt. Er lag noch „weit vor den Toren“!
  • Der Bahnbau 1911-13 brachte die Verbindung zu den Städten Kaiserslautern und Pirmasens und deren industriellen Arbeitsplätzen. Das Bahngelände stellte die Gemeinde Schopp auf voller Länge in seiner Gemarkung kostenlos zur Verfügung
  • Das Dorf erweiterte sich im Verlauf der Hauptstraße Richtung Pirmasens, durch die Neue Straße und die Bahnhofstraße, wenngleich die Straßen alle noch nicht so hießen.
  • Neben den Arbeitsplätzen im Wald entstanden solche beim Bahnbau, in den zahlreichen Steinbrüchen und in der Pulverfabrik

Warum wollten nicht alle Pfälzer Schopper werden?

Sie hätten vielleicht schon gewollt – aber man hat sie nicht gelassen, denn Schopp erhob zur Abwehr von Habenichtsen ein Bürgereinzugsgeld, also ein Eintrittsgeld ins „Steuerparadies“. Dies war so hoch bemessen, dass es seine Wirkung tat. Man ließ allerdings listig auch Schlupflöcher offen für die, die man haben wollte:
Einheiratende Männer zahlten die Hälfte, Handwerker in gerade gesuchten Berufen ebenfalls, in einigen Fällen sogar gar nichts.

Warum die Schopper Amerikaner werden wollten

Obwohl die Gemeinde reich war, blieben die meisten Bürger arm. Der medizinische Fortschritt ließ mehr Kinder das Erwachsenenalter erreichen, die Schopper Sozialleistungen taten ein Übriges, die Erbteilung unter den vielen Kindern ließen die so typischen “Handtuchäcker“ entstehen, die keinen mehr ernähren konnten. Daher wanderten Dutzende von Familien nach Amerika aus.
Die Schopper Ortspolitik war in der bayrischen Zeit durchweg von Liberalen bestimmt, die die Freiheit des Wortes, der Presse, des wirtschaftlichen und politischen Handelns in den Mittelpunkt ihres Denkens gerückt hatten.
Sie waren den regierenden Bayern nicht unbedingt wohlgesonnen, da diese die pfälzischen, in der Franzosenzeit gewonnenen Freiheiten (z.B. der Bürgermeisterwahl) beschneiden wollten und etwa 1829 mit Ludwig I. eine Zollmauer um die Pfalz errichteten, was eine schwere Wirtschaftskrise in der Pfalz zur Folge hatte.
Ludwig I. machte in diesem Jahr seinen Regierungsantrittsbesuch in der Pfalz und wollte außer allen pfälzischen Städten auch zwei ausgesuchte Dörfer besuchen, darunter Schopp, die wohlhabendste pfälzische Gemeinde.
Die Schopper Gemeinderäte haben ihn kurzerhand ausgeladen! Welch ein Rückgrat! Welch ein Selbstbewusstsein in dieser frühen Zeit!
1832 war der Schopper Bürgermeister Johannes Jacob Teilnehmer des Hambacher Festes – konsequenterweise. Er wurde angeklagt wegen Hochverrates.
In der Revolution 1848/49 finden wir erneut die Schopper und ihren Bürgermeister auf der Seite der Freiheitskämpfer. Durch das Scheitern der Revolution wurden die Leute jäh auf den Boden der Tatsachen geholt. Eine Auswanderungswelle schwappte über die Pfalz und auch über Schopp. In nie gekanntem Ausmaße trieb es die Menschen über den Ozean ins Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten. In Schopp hatte man schlussendlich die Hoffnung auf Besserung in der Heimat verloren und beantragte 1852 bei der Regierung in Speyer die Auflösung der Gemeinde, um mit der Veräußerung des Gemeindevermögens, vor allem des Waldes, die gemeinsame Auswanderung der Schopper nach Amerika zu finanzieren. Die Ablehnung der Regierung verhinderte den Untergang des Dorfes in der Pfalz und die Gründung eines „New Schopp“ irgendwo in Amerika. Also liegt Schopp weiterhin im pfälzischen Holzland.

Die anfängliche Begeisterung verflog auch in Schopp sehr rasch, als bereits in den ersten Kriegswochen der blutjunge katholische Lehrer aus Geiselberg, der in Schopp Religionsunterricht für Kinder seiner Konfession erteilt hatte, gefallen war. Zu viele Schopper mussten ihm noch folgen. Ihrer gedacht wurde mit dem Ehrenmal auf dem Friedhof, wo ihre Namen festgehalten sind. Die Schulglocken wurden eingeschmolzen, Altwaren gesammelt, aus Eicheln „Kaffee“ gekocht und Brot gebacken. Die Schule wurde 1918 zum Lazarett, 1919 zur Franzosenunterkunft.

Foto: Kriegsteilnehmer, Ehrenmal

Wie Schopp Schritt für Schritt ein „modernes“ Dorf wurde

1919 erfolgte der Anschluss aller Häuser an das Stromnetz, die Straßenbeleuchtung wurde elektrifiziert. Wieder gab es keinerlei Anliegerkosten!
Die damals zu ca. 90% protestantischen Schopper hatten sich schon lange einen eigenen Kirchenbau gewünscht. Als das erst 20 Jahre alte Schulhaus schon wieder zu klein war, baute man eine Art „Multifunktionshaus“: Die Schule wurde 1923/24 erweitert, im Obergeschoss des Neubaus entstand ein „Betsaal“ als evangelische Kirche, die beiden Flügel der Schule trennte ein Glockenturm, in dem 1924 neue Glocken geweiht wurden. Im Kellergeschoss richtete man 1926 ein Volksbad mit Wannenbädern, Duschen und einer Sauna ein. Der Bau erhielt 1927 eine moderne Dampfheizung. Eine Volksbücherei wurde 1923 eingerichtet.

Schule mit Anbauten von 1924 (Aufnahme ca. 1953)

Politische Wirren in Schopp

Leider verlor die Gemeinde ein enormes Vermögen in der Inflation 1923. Das verliehene oder angelegte Geld war nichts mehr wert. Ab 1926 mussten Umlagen erhoben und Wassergeld bezahlt werden.
Auch politisch war es unruhig in Schopp. Die von der französischen Besatzungsmacht unterstützte Separatistenregierung der Pfalz wurde vom Schopper Gemeinderat nicht anerkannt. Wegen passiven Widerstandes wurden beide Schopper Bahnbeamte ausgewiesen.
Ende der Zwanziger Jahre radikalisierte sich wie in ganz Deutschland die politische Auseinandersetzung und fand zunehmend auf der Straße statt. Den Schopper Schulkindern wurde von der Schulleitung untersagt, an politischen Aufmärschen teilzunehmen.
Es gab im Dorf zwei Sportvereine und zwei Gesangvereine, je einer rekrutierte seine Aktiven aus dem linken Arbeiterlager oder aus dem bürgerlichen und rechten Lager. Die Beziehungen zueinander waren denkbar schlecht.

Die Schopper Straßen erhalten Namen

1924 wurden die Schopper Straßen benannt:

  • Die Hauptstraße blieb bei ihrem Namen
  • aus „Im Eck“ wurde die Eckstraße
  • aus dem „Wackehewwel“ die Schmalenberger Straße
  • „Gässel“ und „Korre“ bildeten fortan die Neue Straße
  • der „Bachweg“ und das „Loch“ hießen nun Bahnhofstraße
  • Neu benannt wurden die Mühlstraße und die Karlstalstraße
  • 1932 kam noch die Hombergstraße hinzu

1933 und 1934 standen ganz im Zeichen der Gleichschaltung:
Arbeitersport- und Arbeitergesangverein wurden verboten, die übrigen Vereine lösten sich auf oder stellten spätestens mit Kriegsbeginn die Vereinsarbeit ein.
Die 4 Mitglieder des Gemeinderates, die ab März 1933 immer noch nicht der NSDAP angehörten, wurden zum Rücktritt genötigt, zwei von ihnen sogar nach Einsatz des Druckmittels „Schutzhaft“.
In den Folgejahren hatte der Gemeinderat als Entscheidungsträger immer weniger Einflussmöglichkeiten und spielte schließlich fast gar keine Rolle mehr. Alle Entscheidungen im kommunalen Bereich entschieden Bürgermeister und Ortsbauernführer nach dem „Führerprinzip“ allein. Ratssitzungen fanden fast gar nicht mehr statt.
Die enorme Arbeitslosigkeit besserte sich für die Schopper durch den Bau des Westwalls
Im Bereich der Gemarkung Schopp entstanden 63 Bunker!
Viele junge Männer verschwanden auch aus der Statistik, indem sie der Einberufung zu RAD und ab 1935 zur Wehrmacht Folge leisten mussten. Einzelne dienten freiwillig in SS-Einheiten.

BILD folgt

Schopp im Feiertagsschmuck des 3. Reiches

Der 2.Weltkrieg führte die meisten Schopper Männer an die Fronten in ganz Europa und Nordafrika, einige als Gefangene auch nach Amerika und Asien (Sibirien). Viele kehrten nie mehr zurück. Ihre Namen liest man auf dem Sockel des Kriegerdenkmals auf dem Schopper Friedhof. Viele Heimkehrer aus Krieg und Gefangenschaft litten ihr Leben lang an den ihren Körpern und Seelen zugefügten Narben und Verstümmelungen.

Ab 1944 hatte auch die Zivilbevölkerung unter direkten Kriegseinwirkungen zu leiden.
Es begann die Zeit der Luftangriffe, die nun auch die Dorfbevölkerung immer öfter in die Keller zwang. Zum Glück gab es kaum Schäden. Der Schopper Bahnhof mit seiner mehrere hundert Meter langen Rampe, von der aus in kürzester Zeit ein komplettes Panzerbataillon verladen werden konnte, zog die feindlichen Bomber an, wurde aber nicht getroffen.
Der Terror aus der Luft führte zur Schließung der Schule. Das Gebäude wurde erneut Lazarett.
Am 17.März 1945 marschierten schließlich die Amerikaner ohne Kampfhandlungen ins Dorf ein. Der Krieg war für Schopp zu Ende, nicht aber für die Schopper, die noch in Kampfgebieten kämpften oder in Gefangenenlagern auf ein Ende hofften.

Die im März 1945 einmarschierten Amerikaner wichen bald den Franzosen, denn die Pfalz wurde Teil der Französischen Besatzungszone. Große Probleme zeigten sich im Ernährungsmangel und der übergroßen Wohnungsnot, weil zusätzlich zu ausgebombten Pirmasensern noch Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den Ostgebieten zugewiesen wurden, bald folgten auch noch DDR-Flüchtlinge! 
Die Franzosen aber holten sich Reparationen, so z.B. große Mengen Wertholz, welches sie ohne Entschädigung einschlugen und abtransportierten. Der Gemeinde entstand immenser und bis in die heutige Zeit andauernder Schaden (Es fehlt heute eine ganze Generation Furniereichen, die damals verfrüht der Axt zum Opfer fiel). Nur langsam tröpfelten die Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft wieder in den Ort. Sie hatten zwar eine Unterkunft, aber sie suchten Arbeitsplätze. Die Gemeinde nahm sich so gut sie konnte der Probleme an. Bauwilligen gab sie zinslose Darlehen und lockte mit weiteren Zuschüssen, wenn zusätzlicher Wohnraum zur Vermietung geschaffen wurde.
Nacheinander entstanden Ende der 40er Jahre und Anfang der 50er Jahre Neubaugebiete im Tälchen (Ringstraße) und an den Homberger Hängen, dort in den 50ern und 60ern weiter mit der Waldstraße, dem flachen Teil der Schmalenberger Straße und Zum Rotbrunnen.

Nach der Währungsreform entstanden neue Arbeitsplätze, vor allem im Baugewerbe und in der Schuhindustrie. Die Amerikaner bauten Anfang der 50er die Vogelweh und den Flugplatz Ramstein. In Schopp selbst gaben zwei Schuhfabriken, eine Strickwarenfabrik, ein Kunststeinwerk, eine Tiefbau- und zwei Hochbaufirmen über 200 Menschen Arbeit.
Im Gemeindewald wurden ein Förster und ein halbes Dutzend Waldarbeiter ständig beschäftigt, ein bis zwei Dutzend „Waldfrauen“ arbeiteten als unstetig Beschäftigte im „Pflanzgarten“ im Kump und bei der Pflanzung neuer Bestände.

In einer Gebietsreform kam Schopp 1972 aus dem Kreis Pirmasens in den Kreis Kaiserslautern und aus dem Holzland in die Verbandsgemeinde Kaiserslautern-Süd.Was fast 2000 Jahre zusammengehört hatte wurde getrennt, schlimmer aber: Die neuen Partner hatten weder eine vergleichbare Infrastruktur noch nennenswerte finanzielle Mittel. Die nächsten 25 Jahre flossen deshalb alle Investitionen in 5 andere Gemeinden, um deren Infrastruktur aufzubauen.Die örtliche Volksschule wurde aufgelöst, eine Grundschule für die Kinder aus Krickenbach und Schopp entstand.
Schopp erlebte in den 70ern eine Dorferweiterung mit dem Neubaugebiet (Vordere) Winn , in den 80ern und 90ern im Kleinfeld und zuletzt Im Tälchen.

Privatleute und Vereine verbesserten die Freizeiteinrichtungen mit dem Bau einer Tennishalle und Tennisplätzen und einer Schießsportanlage mit Olympianorm.
1985 wurde die Turnhalle erweitert und der Ortsmittelpunkt völlig neu gestaltet.

In die 90er Jahre fiel die Erweitung des Ortsfriedhofs, die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes und die Generalsanierung und der Anbau der Grundschule.

Der Preisverfall im Holzsektor – doch nicht er allein – haben dafür gesorgt, dass heute die Gemeinde Schopp leider nicht mehr zu den Reichen zählt.
Doch die reiche Geschichte dieses Ortes lässt die Hoffnung zu, dass nach dieser Zeit auch wieder bessere Tage kommen werden.